Mobilfunkatennen und die Gesundheit

Planung, Antennenausbau und gesetzliche Auflagen im Zuge von 5G

Neue Mobilfunkanlagen

Tausende von Mobilfunkantennen garantieren in Deutschland, dass wir mit unseren Handys telefonieren können. Die Mobilfunkindustrie will neue Antennen aufstellen, um eine schnelle Datenübertragung sicherzustellen. Das weckt in der Bevölkerung gesundheitliche Bedenken. Die Baubehörden befinden sich im Spannungsfeld zwischen Gesundheit, Planungsrecht und Mobilfunkindustrie.

5G im Zentrum

Mobilfunkantennen erhalten wegen 5G grosse Aufmerksamkeit. Hohe Pulsationsniveaus sorgen für die Übertragung grosser Datenmengen. Der Wissenschaftliche Dienst des Europäischen Parlaments weist darauf hin, dass die heutigen Grenzwerte deshalb «nicht auf die spezifischen technischen Merkmale von 5G anwendbar» sind. Die möglichen negativen biologischen Auswirkungen müssten erforscht werden.

Neue Strahlung durch 5G-Netz

Telekom, Vodafone, Telefonica versorgen in Deutschland fast 97% der Haushalte. Die Abdeckung der Handynutzer über Mobilfunkantennen hat eine Kehrseite: die Zunahme der hochfrequenten Strahlung. In der Umgebung der Mobilfunkanlagen schwankt die Strahlenbelastung im Tagesverlauf je nach Anzahl der übermittelten Daten.

Kritische Stimmen warnen vor zuviel Strahlung

Trotzdem wird die 5G-Technologie mit Hochdruck vorangetrieben. In Deutschland stehen bereits Hunderte von Antennen. Der neue Mobilfunkstandart arbeitet mit einem Frequenzband im Mikrowellenbereich von 6 bis 100 Gigahertz (GHz).

Mit 5G-Mobilfunkanlagen lassen sich Daten mit 10’000 Megabit, also 10 Gigabit oder 1,25 Gigabyte pro Sekunde herunterladen. Jetzt mehren sich Stimmen, die vor den Gefahren warnen. Die 5G-Wellen werden über die Haut aufgenommen, warnen Mediziner.

Das neue 5G-Netz

Eine Frau hält vor Schmerzen die Hand an den Kopf vor einer 5G-Antenne

Ein Elektrosmogmessgerät misst eine 5G-Mobilfunkantenne.

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Zulassungsverfahren und Gesetze

Einhaltung von Grenzwerten und Schutz der Bevölkerung

Standortbescheinigung sichert Zulässigkeit

Die Standortbescheinigung sichert die Zulässigkeit des Betriebs einer Mobilfunkanlage. Sie bezweckt den Schutz von Personen vor elektromagnetischen Feldern entsprechend § 1 der Verordnung über das Nachweisverfahren zur Begrenzung elektromagnetischer Felder (BEMFV). Bei der Standortbescheinigung handelt es sich um keine «Dauerbescheinigung». Sie kann widerrufen werden, etwa dann, wenn der Betreiber der Mobilfunkanlage technische Merkmale in Bezug auf den Sicherheitsabstand ändert. Dies ist beispielsweise bei der Änderung von Montagehöhe, Sendeleistung oder Hauptstrahlrichtung der Antenne der Fall.

Zulassung einer Mobilfunkanlage

Zuständig für die rechnerische und messtechnische Erteilung von Standortbescheinigungen für Mobilfunkanlagen ist in Deutschland die Bundesnetzagentur. Sie erteilt die Zulassung nur, wenn die Grenzwerte im öffentlich zugänglichen Bereich um die Mobilfunkanlage eingehalten werden. Eine Antenne muss die Vorschriften des Bauordnungs-, Bauplanungs- und Immissionsschutzrechts einhalten. Für den Betrieb ist die Standortbescheinigung nötig. Deren Anforderungen sind in § 4 Abs. 1 der Verordnung über das Nachweisverfahren zur Begrenzung elektromagnetischer Felder (BEMFV) beschrieben.

Baurechtliche Genehmigung

Eine Mobilfunkantenne benötigt eine baurechtliche Genehmigung nach dem Bauordnungsrecht der Länder nur dann, wenn die Mobilfunkanlage eine Höhe von 10 Metern überschreitet. Ansonsten ist eine Mobilfunkanlage genehmigungsfrei. Eine Ausnahme gilt dann, wenn die Antenne auf einem bislang nur zu Wohnzwecken genutzten Gebäude errichtet wird. Ist die Mobilfunkanlage genehmigungspflichtig, muss sie allen öffentlich-rechtlichen Vorschriften sowie dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImschG) und der Verordnung über das Nachweisverfahren zur Begrenzung elektromagnetischer Felder (BEMFV) entsprechen.

5G: Widerstand und Einsprachen möglich?

Ist eine neue 5G Mobilfunkantenne geplant, sollten die Netzbetreiber Kommunen und Bürger über den Bau informieren: Welche Frequenzen und Sendeleistung kommt zum Einsatz? Wirklich beeinflussen kann die Bevölkerung den Bau aber nicht. Der Kommune steht bei neuen Sendeanlagen ein Stellungnahme- und Erörterungsrecht zu. Gemäss Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) muss der Netzbetreiber die Ergebnisse berücksichtigen. Grundsätzlich wird laut BfS erwartet, «dass Netzbetreiber auch die Bürgerinnen und Bürger informieren und den konstruktiven Dialog suchen.» IBES scheint es angebracht, im Zweifel eine Messung zu veranlassen.

Messung

Grenzwerte von Mobilfunkantennen

Grenzwerte für Mobilfunkanlagen regelt in Deutschland die Verordnung über elektromagnetische Felder (26. BImSchV). Basis ist §3 der Verordnung über das Nachweisverfahren zur Begrenzung elektromagnetischer Felder (BEMFV). Grenzwerte entsprechen den internationalen Grenzwertempfehlungen von ICNIRP.

Für die Einhaltung der Grenzwerte müssen die Betreiber sämtliche Betriebsdaten (Bauplan, Antennen, Sendeleistung und Senderichtung) einer neuen Anlage der Behörde vorlegen. Die Bundesnetzagentur berechnet daraus den Sicherheitsabstand, der für die Einhaltung des gesetzlich festgelegten Grenzwerts für den Schutz der Bevölderung erforderlich ist. Elektromagnetische Felder bereits vorhandener Sendeanlagen fliessen mit in die Berechnung ein.

Grenzwerte für den Mobilfunk

Elektrische und magnetische Feldstärke (Volt pro Meter, V/m bzw. Ampère pro Meter, A/m)

LTE 800 MHz 38 V/m umgerechnet in Leistungsflussdichte 3,9 W/m2
GSM/LTE 1800 MHz 58 V/m umgerechnet in Leistungsflussdichte 9,0 W/m2
UMTS/LTE 2600 61 V/m umgerechnet in Leistungsflussdichte 10,0 W/m2
5G 3600 MHz 61 V/m umgerechnet in Leistungsflussdichte 10,0 W/m2

Grenzwerte und Gesetze

Schutz vor Mobilfunkantennen und Mobilfunk

Gesundheit schützen – IBES hilft

IBES stellt sich nicht gegen den Ausbau der Mobilfunk-Technologie, sondern will den Schutz der Menschen sichern: durch geeignete Wahl der Standorte und minimal mögliche Immissionen an Orten, die Mobilfunkantennen anstrahlen. Diese Dienstleistung bietet IBES.

Elektrosensibilität als Folge

Haben Sie diffuse Gesundheitliche Probleme? Sie können die Folge elektromagnetischer Felder sein. Elektrosensible Menschen reagieren mit Schlafproblemen, Schwindel, Gelenkschmerzen, Müdigkeit, Kopfschmerzen. Das Schweizerische Bundesamt für Gesundheit hält fest, dass 1 bis 6 Prozent der Bevölkerung elektrosensibel sind.

Bei empfindlichen Personen und Kindern sind neurovegetative Störungen schon bei geringen Feldstärken möglich. Gehen Sie zu einem Umweltmediziner oder Baubiologen, wenn Sie unerklärliche anhaltende Gesundheitsprobleme haben.

Elektrosensibilität

Strahlung von Sendemasten auf einem Dach

Verzögerung nicht zielführend

Die Bevölkerung ist besorgt über den rasanten Antennenausbau. Doch Mobilfunkantennen wirklich zu verhindern, ist schwierig. Entspricht eine Baueingabe den gesetzlichen Vorgaben, winkt die Gemeinde den Bau durch.
Auch eine Verzögerung ist nicht immer zielführend. Der Grund: Die Gerichte so viele Entscheide gefällt, dass Gemeinden meist sofort die Pflicht zur Freigabe auferlegt bekommen.

Alle Quellen mit einbeziehen

Statt auf Konfrontationskurs mit den Mobilfunkbetreibern zu gehen kann es zielführender sein, wenn Betroffene aktiv mitarbeiten und eine Lösung anstreben.
Tipp: Es ist wichtig, auch andere Elektrosmog-Verursacher und Quellen elektromagnetischer Strahlung mit einzubeziehen, etwa die Strahlung von Handys und Elektroinstallationen.

Elektrosmog-Quellen

Bau von Mobilfunkantennen

In Zukunft ist gemeinsame Planung und Standortwahl wichtig

Selbstverpflichtung der Mobilfunkbetreiber

Im Dezember 2001 gaben die Mobilfunknetzbetreiber gegenüber der Bundesregierung eine freiwillige Selbstverpflichtung ab. Im April 2020 wurde sie auf aktuelle Mobilfunkentwicklungen, speziell auf Kleinzellen, erweitert. Ziel: Die Vorsorge im Bereich des Mobilfunks weiter zu verbessern.

Inhalte der Selbstverpflichtung

Gemeinsame Nutzung von Antennenstandorten
Optimieren der Information der örtlichen Behörden
Prüfung alternativer Standorte bei Kindergärten und Schulen
Verbesserung des Verbraucherschutzes
Kennzeichnung von Handys
Verstärkung der Forschung

Ferner schlagen die Mobilfunkbetreiber vor, ein Messnetz zur kontinuierlichen Überprüfung der elektromagnetischen Felder aufzubauen.

Quellen und weiterführende Links

Planung mit kleinen Antennen

Der 5G-Ausbau und vor allem die Planung von Antennenstandorten könnte mit Kleinzellen erfolgen. Grosse Funkdistanzen werden vermieden. Statt wenige grosse sorgen viele kleine Antennen für Empfang. Weil ihr Abstand kleiner ist, brauchen Handy und Mobilfunkantenne weniger Leistung, um sich zu verbinden.

St. Gallen in der Schweiz mit Kleinzellennetz

Da es weniger Leistung braucht, nimmt die Strahlenbelastung ab. Dies zeigt sich schön am Beispiel der schweizer Stadt St. Gallen. Dort ist ein Kleinzellennetz im Einsatz, das den Empfang in der Innenstadt gewährleistet. Kleinstzellen mit 0,1 Watt sind in der Lage, die selben Datenmengen zu verarbeiten wie eine 100-Watt-Makrozelle. Der grosse Vorteil: Im Einzugsgebiet von St. Gallen liess sich damit die Belastung durch Mobilfunkstrahlung um ein Drittel senken.

Strahlenbelastung nimmt ab

Freudenstadt im Schwarzwald interessierte sich auch für Kleinzellen, umgesetzt ist aber noch nichts. Klar ist. Das beste Netz für die Minimierung der Belastungen durch Mobilfunkstrahlung ist ein möglichst dichtes Netz mit schwachen Sendern. Ein Mobilfunknetz nach dem Kleinzellenprinzip setzt die Nutzer zwei- bis zehnmal weniger den Strahlen aus als ein Netz mit klassischer Architektur. Für Vielnutzer wird die Belastung bis zu 600-mal kleiner.

Antennen-Karte Was ist Elektrosmog?

EU-Bericht rät zu Gesundheits-Prävention

Gesundheitliche Auswirkungen untersuchen

Der Wissenschaftliche Dienst des Europäischen Parlaments hat im Jahr 2020 einen Bericht zu den «Auswirkungen der drahtlosen 5G-Kommunikation auf die menschliche Gesundheit» veröffentlicht. Darin nennen die Wissenschaftler die Vorteile des neuen Mobilfunkstandards (zusätzliche Arbeitsplätze, Innovation).
Der Bericht mahnt aber auch zur Vorsicht. Denn die gesundheitlichen Risiken der neuen Mobilfunk-Technologien seien bis heute schlicht und einfach zu wenig erforscht.
Im Briefing steht wörtlich: «Bei der 5G-Technologie werden sehr hohe Pulsationsniveaus verwendet, um sehr grosse Datenmengen pro Sekunde übertragen zu können. Studien zeigen, dass gepulste elektromagnetische Felder (EMF) in den meisten Fällen biologisch aktiver und daher gefährlicher sind als nicht gepulste EMF.»
Deshalb sei weitergehende Forschung dringend nötig.

Antenne mitten im Wohngebiet: Bessere Forschung ist nötig.

Was ist eine 5G-Mobilfunkantenne?

Innenansicht: Im Video wird eine 5G-Antenne geöffnet

FAQ Mobilfunkanlagen

Fragen und Antworten zu Mobilfunkanlagen und Antennen

Was sind intelligente «beamforming» Antennen?

Dieser Begriff bezeichnet Mobilfunkantennen, die über die Steuerungstechnik die Signale gezielt ausrichten können (sogenanntes «Beamforming»). Die Umgebung wird weniger stark durch Strahlung beeinträchtigt. Solche intelligenten Antennen sind aus vielen einzeln ansteuerbaren Antennenelementen zusammengesetzt. Im öffentlichen Mobilfunk sind derzeit nur im «5G-Band» bei 3,5 GHz im Einsatz.

Was sind «Kleinzellen» und wo werden sie eingesetzt?

Als Kleinzellen (oder kleine Antennen, «small cells») werden ortsfeste Sendeanlagen des Mobilfunks bezeichnet. Sie haben eine geringere Sendeleistung als grosse Mobilfunkanlagen und kommen an Orten mit hoher Nutzerdichte zum Einsatz. Sie versorgen ein kleineres Einzugsgebiet, zum Beispiel Innenstädte, Flughäfen, Bahnhöfe.

Welche gesetzlichen Bestimmungen gelten für «beamforming» Kleinzellen?

Die Sendeleistung von Kleinzellen (small cells) beträgt 2 bis 10 Watt EIRP (äquivalente isotrope Strahlungsleistung). Die Mobilfunkbetreiber verpflichten sich, auch bei Kleinzellen dasselbe Schutzniveau einzuhalten, das für Basisstationen grösserer Leistung durch die Verordnung über elektromagnetische Felder (26. BImSchV) gesichert ist. Dies obwohl die 26. BImSchV für kleinere Basisstationen mit einer Sendeleistung von weniger als 10 Watt EIRP eigentlich nicht gilt. Überschreiten mehrere nahe beieinander stehende Kleinanlagen die Sendeleistung von 10 Watt EIRP, müssen Mobilfunkbetreiber eine Standortbescheinigung wie für herkömmliche Basisstationen beantragen.

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