Handystrahlen: Gedächtnis von Jugendlichen leidet
Weiterer Befund, der häufiges Telefonieren mit dem Handy in Frage stellt: Eine Studie mit Jugendlichen zeigt, dass deren Gedächtnis weniger gut funktioniert. Das menschliche Gehirn ist beim Telefonieren besonders exponiert. Die von Handys emittierte Strahlendosis hat Einfluss auf die Funktion des zentralen Nervensystems. Dies zumindest bei Jugendlichen, wie eine im Jahr 2018 in der Fachzeitschrift «Environmental Health Perspectives» veröffentlichte Studie zeigt.
700 Jugendliche mit Handy untersucht
Untersucht wurden knapp 700 Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren. Gemäss Martin Röösli vom Schweizrischen Tropen- und Health-Institut habe vor allem interessiert, wie sich die Strahlenbelastung auf die Gedächtnisleistung der jungen Menschen auswirkt. Von bereits durchgeführten Laboruntersuchungen ist bekannt, dass die Handystrahlung bei schlafenden Personen die Gehirnströme verändert.
Resultate der Studie
Die Gedächtnisleistung ist mehrheitlich auf der rechten Seite lokalisiert. Dort halten über 80% der Jugendlichen ihr Handy, wenn sie telefonieren. Die Resultate zeigen:
- Die einjährige Untersuchung legt offen, dass die Strahlung das Gehirn bzw. die Gedächtnisleistung negativ beeinfluss. Signifikant sind die Resultate beim figuralen Gedächtnis, das aktiv wird, wenn man sich etwas merken muss, etwa abstrakte Figuren.
- Nicht ganz klar sieht es beim verbalen Gedächtnis aus. Die Links-Telefonierer hatten in diesem Bereich zwar eine Verschlechterung, da die Teilenhmergruppe hier aber klein war, könnten die Befunde auch Zufall sein.
- Das Muster der Resultate lässt aber eher darauf schliessen, dass tatsächlich die elektromagnetische Strahlung die Ursache ist.
Nachdenlicher Blick: Ein Mädchen mit einem Handy.
Wirkung aufs Hirn: Die Strahlung durchdringt den Kopf.
Vertiefte Abklärung nötig
Gemäss den Wissenschaftlern ist noch unklar, wie relevant die Befunde sind. Vor allem auch, wenn man den Langzeitverlauf heranzieht – eine Messung des Elektrosmogs sei angezeigt. Der Effekt sei zudem nicht riesig, wie die Untersuchung zeigt:
- So haben die Schüler mit einer hohen Strahlenbelastung bei den Tests um 0,2 bis 0,3 Punkte schlechter abgeschnitten (bei maximal 13 Punkten) als ihre Kolleginnen und Kollegen mit geringerer Belastung.
- Eine vertiefte Abklärung sei deshalb wichtig. Bis heute wisse man nicht genau, wie hochfrequente elektromagnetische Strahlung die Hirnfunktion stören kann.
- So zeigen Laboruntersuchungen mit Gewebe, dass der Effekt über oxidativen Stress in den Zellen vermittelt werden könnte.
Was auch eine Rolle spielt bei der Belastung ist das verwendete Mobilfunknetz. GSM geht hat gegenüber UMTS eine bis zu 500 mal höheren Exposition. Wie der neue 5G-Standard abschneidet, ist laut der Wissenschaftler noch völlig unklar.